Im Rheinischen Revier, dem größten Braunkohlerevier Europas, arbeiten 15.000 Menschen in der Braunkohlewirtschaft oder ihren Zulieferbranchen. Angesichts des Ausstiegs aus der Kohleverstromung, der im Dezember 2020 begonnen hat und bis spätestens 2038 abgeschlossen sein soll, steht die Region vor einer Jahrhundertaufgabe. Die Schlüsselfrage, die nicht zuletzt die Landesregierung Nordrhein-Westfalen den Menschen vor Ort beantworten muss, lautet: Wo und wie schaffen wir neue und sichere Arbeitsplätze?
Bei der Gestaltung der nun anstehenden Transformation haben wir einen großen Vorteil auf unserer Seite: Das Rheinische Revier verfügt über eine starke Industrie- und Forschungskompetenz, gerade im Energiebereich, und ist mit seinem Ideenreichtum für die nachfossile Welt bestens gewappnet. Mit den vom Bund bis 2038 zur Verfügung gestellten Strukturhilfemitteln von fast 15 Milliarden Euro werden wir diese Stärken systematisch nutzen, um bis 2030 ein sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum in den Zukunftsbranchen auszulösen.
Das gemeinsame Ziel von Land und Region ist nichts weniger, als das größte internationale Klimaschutzprojekt zum größten internationalen Vorreiter im Sinne des europäischen Green Deal zu machen. Das Rheinische Revier wird beispielhaft zeigen, wie nachhaltiges grünes Wachstum bei gleichzeitiger sicherer Energieversorgung funktioniert.
Indem wir das Rheinische Revier also zum Kompetenzstandort für grüne Technologien entwickeln, kann es uns gelingen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen vor Ort zu erhalten und zu steigern. So entsteht ein neues, zukunftsfähiges Profil als attraktiver Wirtschaftsstandort, das weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinausstrahlt, so Ansiedlungen anzieht und eine neue gemeinsame Identität der Bürgerinnen und Bürger im Revier ermöglicht.
Bei der dargestellten Strategie sind wir darauf angewiesen, dass aus der Region heraus kluge Projekte entwickelt werden. Beispiele wie das Vorhaben „QUIRINUS Control“ zeigen, dass das Revier hier gut aufgestellt ist. QUIRINUS Control analysiert in nahezu Echtzeit die Stromversorgung von Industrie und Gewerbeunternehmen im Rheinischen Revier.
Mithilfe künstlicher Intelligenz werden die Daten ausgewertet, um sofortige Optimierungen im Verteilnetz vornehmen zu können. So wird erstens die Versorgungssicherheit bei der nicht immer gleichmäßigen Erzeugung von erneuerbaren Energien sichergestellt. Zweitens werden Überspannungen und Stromausfälle vermieden, die bei Verbrauchern aus Gewerbe und Industrie große Schäden anrichten können.
Mit solchen und weiteren Projekten werden Land und Region in enger Kooperation Impulse für neue Arbeitsplätze und neue Wertschöpfung setzen und den Menschen vor Ort eine Perspektive für die Zukunft geben. So wird aus der Jahrhundertaufgabe „Kohleausstieg“ eine Jahrhundertchance.