SME und RWE rasieren gemeinsam Spitzen des Strombedarfs ab

Peak Shaving: Betriebe steuern ihren Energieverbrauch flexibel und sparen Geld - kurzfristige Aus-Zeiten sind ein Beitrag zum Gelingen der Energiewende.

14. August 2020, QUIRINUS-Forum Heppendorf (Elsdorf, Rhein-Erft-Kreis).

Wer die Spitzen seines Stromverbrauchs dauerhaft glätten kann, senkt auch seine Kosten: Der Stromversorger berechnet ihm dann einen niedrigeren Leistungspreis. Der Betrieb braucht dazu eine intelligente Steuerungstechnik, die den Überblick hat über alle Maschinen und Anlagen, ihren Energiebedarf und ihre Arbeitszeiten – und über kurzfristig mögliche Aus-Zeiten. Diese Vorteile vereint eine Steuerungstechnik von QUIRINUS Power, die die SME Management GmbH (Elsdorf, Rhein-Erft-Kreis) und RWE Power jetzt gemeinsam schwerpunktmäßig im energetischen Wirkungsbereich des Rheinischen Reviers anbieten. Eine entsprechende Zusammenarbeit vereinbarten die beiden Partner vor wenigen Tagen.

Auf den Maßstab von Privathaushalten bezogen, wäre das QUIRINUS Power-Produkt mit einem intelligenten Stromzähler oder  dem Öko-Fahrmodus moderner Pkw vergleichbar. Doch Zielgruppe von QUIRINUS Power sind Industriebetriebe mit einer elektrischen Leistungsaufnahme ab rund einem Megawatt. In dieser Größenordnung bewegen sich zum Beispiel Wasserwerke und Papierfabriken. Sie bezahlen ihrem Stromversorger nicht nur jede verbrauchte Kilowattstunde. Sie müssen auch dafür bezahlen, dass der Versorger ihnen die geforderte maximale Leistungsaufnahme garantiert, dass also alle gewünschten Anlagen jederzeit sicher mit Strom versorgt sind. Diese Kosten kann der Industriekunde reduzieren, wenn er flexibel ist. Er muss nur wissen, welche Maschinen er zeitweise langsamer laufen oder sogar pausieren lassen kann – am besten vollautomatisch.

Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen RWE und der SME Management GmbH
Von links: Kurt Vetten, geschäftsführender Gesellschafter der SME Management GmbH, Michael Eyll-Vetter, Leiter der Sparte Tagebauentwicklung von RWE Power.

Von niedrigeren Bedarfsspitzen profitiert auch der Netzbetreiber vor Ort. Je schwächer und seltener auf der Fieberkurve des Stromverbrauchs die Ausschläge nach oben sind, desto weniger müssen sie ihre Anlagen auf seltene, extreme Verbrauchswerte auslegen. Diese Vergleichmäßigung ist zudem wertvoll, weil das Stromnetz durch den Ausbau der Erneuerbaren Energieträger eine zunehmende Dezentralisierung und eine größere Schwankungsbreite verkraften muss. Gleichzeitig müssen  Stromversorger bzw. Netzbetreiber die Versorgungssicherheit bieten, die gerade Produktionsbetriebe von ihnen erwarten.

Thematisch ist die Marktlösung QUIRINUS Power aus dem kürzlich abgeschlossenen, dreijährigen Verbundprojekt „QUIRINUS | Virtuelles netzdienliches Flächenkraftwerk“ abgeleitet. Der Schwerpunkt des von EU und Land NRW geförderten Projekts lag auf Versorgungssicherheit und Stromnetzstabilität auf der Verteilnetzebene bei zunehmend dezentralen Erzeugungsstrukturen. Vereinfacht gesagt, fasst QUIRINUS große und mittlere Stromerzeuger- und -verbraucher in der ganzen Region zu einem atmenden System zusammen, das es steuert und dabei flexibel Angebot und Nachfrage ausgleicht.

Quirinus Control Center in Heppendorf
„Virtuell“ ist das Ergebnis in zweierlei Hinsicht: QUIRINUS ist nicht ein physisches Kraftwerk, sondern setzt sich über die datentechnische Verknüpfung aus vielen Einzelanlagen zusammen. Und es hat die Steuerung der Stromverteilung in der Region nicht übernommen, sondern eine anwendungsreife Lösung für die Unterstützung der Verteilnetzplanung- und führung sowie marktliche Systemdienstleistungen entwickelt. Der Leitstand des Control Centers steht bei SME im Forum Heppendorf, die das Projekt initiiert und mit Partnern entwickelt hat.

Eine weitere Wurzel der Peak-Shaving-Lösung sind die langjährigen Erfahrungen von RWE Power mit dem sogenannten Lastmanagement: Der Betrieb der stromintensiven Schaufelradbagger, Bandstraßen und Absetzer wird manchmal punktuell und zeitweise gedrosselt, um weniger Energie zu verbrauchen und um die eingesparte Energie auf dem Großhandelsmarkt für Strom zu verkaufen. Dies ist möglich, ohne die Kohlebereitstellung für die Kraftwerke und Veredlungsbetriebe zu gefährden.

Kurt Vetten, geschäftsführender Gesellschafter der SME Management GmbH:
„Die energieseitige Flexibilisierung der hiesigen Industrie bietet große Chancen, einerseits Klimaschutz zu fördern und anderseits die Versorgungssicherheit und damit Produktions-kontinuität in der Zukunft zu gewährleisten. Das Produkt Peak Shaving über die Marktlösung QUIRINUS Power bietet einen hervorragenden Einstieg für Industrie und Gewerbe in eine aktive Mitwirkung im Energie- und Leistungsmarkt. Und schon beim ersten Produkt wird Geld eingespart. Wir freuen uns, mit RWE Power einen heimischen und kompetenten Partner an unserer Seite zu wissen und gemeinsam neue Arbeitsplätze zu schaffen.“

Michael Eyll-Vetter, Leiter der Sparte Tagebauentwicklung von RWE Power:
„Peak Shaving von QUIRINUS Power schafft eine Win-Win-Situation für den örtlichen Stromnetzbetreiber und insbesondere für die Stromkunden. Es mindert Aufwand und Kosten und spart damit bares Geld. Es dient der Vergleichmäßigung der Netzbelastung und federt damit die natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren ab. Und es dient dem Klimaschutz und der Versorgungs-sicherheit. Damit ist Peak Shaving von QUIRINUS Power ein Beitrag zur Energiewende. Wir von RWE freuen uns, dass diese Technologie und das Marktangebot hier mitten im Revier entwickelt wurde und hier auch zum Einsatz kommt.“

Die „Industrieallianz für REGIONALE ENERGIESICHERHEIT“ ist ein privatwirtschaftlich getragenes, parteipolitisch unabhängiges Bündnis von Unternehmen aus Industrie und Kritischen Infrastrukturen in NRW.

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